1. Freude steigt in uns auf
Freude steigt in uns auf,
ein leichter, herber Wein.
Deine Schulter, das Licht, dein Haar,
der Honig, deine Augen, eine Kiefernlichtung.
Sie sind mir nah wie der Duft der Nadelbäume.
Und weshalb sollte dieser Augenblick unsterblich sein,
in Erz verewigt?
Er ist gegossen in edleres Metall:
in vergängliches Fleisch und Blut
2. Meine Liebe
Meine Liebe ich erfasse sie mit einem Blick.
Ich sehe ihre Umrisse, ich sehe
ihre hellen Konturen gegen das Licht,
wenn du vor meiner Hütte stehst,
an den Türpfosten gelehnt, wenn du
dein kleines, blondgelocktes Lied singst.
Ich sehe ihre Umrisse, ich sehe sie ganz:
Grenzenlos ist sie nicht.
Ihre Grenzen sind gegen das Licht zu sehen.
Sie steht an der Tür meiner Hütte und singt.
Und die ganze Liebe der Welt steht
leise singend mit klaren Umrissen
an der Tür meiner Hütte.
3. Dann in jener Nacht
Dann in jener Nacht,
wenn Du mich lieben willst um Mitternacht, weck mich.
Unsere Laken sind kühl, weiß wie draußen
der Schnee in der dämmrigen Landschaft.
Vielleicht habe ich gewartet,
bin vielleicht des Wartens müde, komm!
Erstarre nicht unter der Welt
wie ein schwarzer, allein stehender Baum,
sondern komm! Weck mich!
Lass mich erwachen durch Alter und Tod hindurch,
erwache selbst!
Komm wie der Schnee,
vereine du uns mit der Welt!
Ein Tasten und Stammeln
mag unsere Liebe sein.
Durch die Welt hindurch ist es Liebe,
wenn du es willst,
wenn du mich weckst, wenn Mitternacht ist,
wenn sich die Welt auftut. Komm. |
4. Der Brief
Es ist seht heiß.
In den Ritzen der Mauern zirpen die Grillen.
Leer sind die glutheißen Straßen.
Still der Markt. Tot das Licht.
Das Gras wächst über die Mauern,
begräbt sie unter seinen Wellen.
die Hitze frißt sich in den Sand.
Nachts brennt der Mond die Wände weiß,
Erinnerungen sickern aus den Zweigen,
die Zikade singt im Schatten.
Wovon? Für wen?
Um Mitternacht öffnen sich die Türen:
die Häuser leer. Stumme Türen.
Verrückte Schatten fliehen durch die Gassen.
Der Mond scheint in die öden Gassen.
Es ist still hier, seit du weg bist.
5. Flüstern
Wenn die Welt vorbei ist,
nehme ich deinen kleinen Knochenkopf,
und durch den Sand
spüren meine Schläfen dein Liebkosen.
So schlafen wir,
und die Stimme der Kiefern wacht;
und der Sand wacht
und schläft und umarmt uns sanft.
Wir schlafen durch Sand und Sand
und Wasser und Sand hindurch bis zum Ende der Welt.
Wir schlafen allen Sand und alle Tränen,
alles Meer und allen Sand.
Wir schlafen die Kiefern, die kleine Hütte
bis zum Erlöschen der Kerze. |