Der Wassermann, op. 91, Nr. 3
Es war in des Maien mildem Glanz,
da hielten die Jungfern von Tübingen Tanz.
Sie tanzten und tanzten wohl allzumal
um eine Linde im grünen Thal.
Ein fremder Jüngling im stolzen Kleid,
sich wandte bald zu der schönsten Maid;
er reicht ihr dar die Hände zum Tanz,
er setzt ihr auf's Haupt einen meergrünen Kranz.
"O Jüngling! warum ist so kalt dein Arm?"
"In Neckars Tiefen da ist's nicht warm."
"O Jüngling! warum ist so bleich deine Hand?"
"In's Wasser dringt nicht der Sonne Brand!"
Er tanzt mit ihr von der Linde weit:
"Lass' Jüngling! horch, die Mutter schreit!"
Er tanzt mit ihr den Neckar entlang:
"Lass Jüngling! weh! mir wird so bang!"
Er faßt sie fest um den schlanken Leib
"Schön' Maid, du bist des Wassermanns Weib!"
Er tanzt mit ihr in die Wellen hinein:
"O Vater und du, o Mutter mein!"
Er führt sie in seinen kristallenen Saal:
"Ade, ihr Schwestern allzumal, Ade, Ade!"
|