Ein neues Lied wir heben an

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Melodie - "Denby", Charles J. Dale, 1904; Seq. bei Richard Jordan
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Martin Luther, 1523; englischer Text

Ein neues Lied wir heben an,
Das walt' Gott unser Herre,
Zu singen was Gott hat getan
Zu seinem Lob und Ehre.
Zu Brüssel in dem Niederland
Wohl durch zween junge Knaben
Hat er sein Wunder g'macht bekannt,
Die er mit seinen Gaben
So reichlich hat gezieret.

2. Der Erst' recht wohl Johannes heißt,
So reich an Gottes Hulden;
Sein Bruder Heinrich nach dem Geist,
Ein rechter Christ ohn' Schulden.
Von dieser Welt geschieden sind,
Sie ha'n die Kron' erworben,
Recht wie die frommen Gottes Kind
Für sein Wort sind gestorben,
Sein' Märt'rer sind sie worden.

3. Der alte Feind sie fangen ließ,
Erschreckt sie lang mit Dräuen,
Das Wort Gott man sie lenken hieß,
Mit List auch wollt' sie täuben,
Von Löwen der Sophisten viel,
Mit ihrer Kunst verloren,
Versammelt er zu diesem Spiel;
Der Geist sie macht zu Thoren,
Sie konnten nichts gewinnen.

4. Sie sungen süß, sie sungen sau'r,
Versuchten manche Listen;
Die Knaben standen wie ein' Mau'r,
Veracht'ten die Sophisten.
Den alten Feind das sehr verdroß,
Daß er war überwunden
Von solchen Jungen, er so groß;
Er ward voll Zorn von Stunden,
Gedacht' sie zu verbrennen.

5. Sie raubten ihn'n das Klosterkleid,
Die Weih' sie ihn'n auch nahmen;
Die Knaben waren des bereit,
Sie sprachen fröhlich: Amen!
Sie dankten ihrem Vater, Gott,
Daß sie los sollten werden
Des Teufels Larvenspiel und Spott,
Darin durch falsche Berden
Die Welt er gar betreuget.

6. Da schickt Gott durch sein Gnad' also,
Daß sie recht Priester worden:
Sich selbst ihm mußten opfern da
Und geh'n im Christen Orden,
Der Welt ganz abgestorben sein,
Die Heuchelei ablegen,
Zum Himmel kommen frei und rein,
Die Möncherei ausfegen
Und Menschen Tand hie laßen.

7. Man schrieb ihn'n für ein Brieflein klein,
Das hieß man sie selbst lesen,
Die Stück' sie zeigten alle drein,
Was ihr Glaub' war gewesen.
Der hüchste Irrthum dieser war:
Man muß allein Gott glauben,
Der Mensch leugt und treugt immerdar,
Dem soll man nichts vertrauen;
Deß mußten sie verbrennen.

8. Zwei große Feur sie zünd'ten an,
Die Knaben sie her brachten,
Es nahm groß Wunder Jedermann,
Daß sie solch' Pein veracht'ten,
Mit Freuden sie sich gaben drein,
Mit Gottes Lob und Singen,
Der Muth ward den Sophisten klein
Für diesen neuen Dingen,
Da sich Gott ließ so merken.

9. Der Schimpf sie nun gereuet hat,
Sie wollten's gern schön machen;
Sie thürn nicht rühmen sich der That
Sie bergen fast die Sachen,
Die Schand' im Herzen beißet sie
Und klagen's ihr'n Genoßen,
Doch kann der Geist nicht schweigen hie:
Des Habels Blut vergoßen,
Es muß den Kain melden.

10. Die Asche will nicht laßen ab,
Sie stäubt in allen Landen;
Hier hilft kein Bach, Loch, Grub' noch Grab;
Sie macht den Feind zuschanden.
Die er im Leben durch den Mord
Zu schweigen hat gedrungen,
Die muß er tot an allem Ort
Mit aller Stimm' und Zungen Gar fröhlich laßen singen.

11. Noch laßen sie ihr Lügen nicht,
Den großen Mord zu schmücken,
Sie gehen für ein falsch Gedicht,
Ihr G'wissen thut sie drücken,
Die Heil'gen Gott's auch nach dem Tod
Von ihn'n gelästert werden,
Sie sagen: in der lessten Noth
Die Knaben noch auf Erden
Sich sollen ha'n umkehret.

12. Die laß man lügen immerhin,
Sie haben's keinen Frommen,
Wir sollen danken Gott darin,
Sein Wort ist wieder kommen.
Der Sommer ist hart für der Thür
Der Winter ist vergangen,
Die zarten Blümlein geh'n herfür:
Der das hat angefangen,
Der wird es wohl vollenden.

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